Wissenswertes: Senf vs. Mostrich
Um die Begriffe zu klären: Mostrich- als Wort aus dem Holländischen stammend — ist das gleiche wie Senf.
Allmählich wird der Begriff Mostrich von der älteren deutschen Bezeichnung Senf im Sprachgebrauch verdrängt. Durch viele Jahrhunderte ziehen sich sprichwörtliche Redensarten wie “seinen Senf dazugeben”, was soviel heißt wie überflüssigerweise seine Meinung zu äußern; “den ganzen Senf bezahlen” oder einen langen Senf machen” — sich weitschweifig äußern.
Die Berliner Redensart “eenem Mostrich uff die Titten streichen” — jemanden etwas verleiden — hat ihren Ursprung im Niederdeutschen — “eenem Semp up de Titt smeeren” — und bezieht sich auf die Entwöhnung des Kindes von der Mutterbrust. Diese wurde mit Senf bestrichen, um dem Säugling durch den scharfen Geschmack das Trinken abzugewöhnen.
Mit Senf würzten schon im vierten Jahrhundert v. Chr. die Griechen Salate, Fisch- und Gemüsegerichte. Die Würzpaste von der Insel Zypern galt damals als die feinste Sorte. Von den Griechen übernahmen die Römer das neue Gewürz. In Mitteleuropa wurde Speisesenf erst über 1200 Jahre später bekannt. Danach setzte allerdings eine wahre Senfsucht ein.
Clemens VI., der französische Gegenpapst, ernannte seinen Neffen in Avignon zum “Grand Moutardier du Pape”, zum päpstlichen Obersenfmeister.
Wer Senf schätzt, hätte sich sicher gerne 1336 vom Herzog von Burgund zu einem Fest einladen lassen. 70 Gallonen Senf- was bei tausend geladenen Gästen etwa 250 Gramm pro Kopf entspricht — verputzten die Esser an der noblen Tafel.
Da kommen wir bei einer delikaten Senfbutter als Sandwich-Unterlage, als Beigabe zu Kochfisch oder Fleisch mit sehr viel weniger aus. Für 100 Gramm weiche Butter reicht ein Esslöffel Estragonsenf. Zwei hartgekochte Eidotter werden noch zerdrückt, untergerührt und das ganze mit einer Prise Zucker, Salz und etwas Zitronensaft abgeschmeckt.
Apropos Estragon: Kaninchen in Estragon-Senfsauce ist eine kulinarische Überraschung. Ein zerlegtes Kaninchen wird mit Salz und Pfeffer gewürzt, kurz in Olivenöl angebraten, und mit Estragon und Senf bestrichen. Mit Schalotten anschmoren und mit Weißwein ablöschen, fertig köcheln lassen.
Auch heiße Senfsauce ist zu Fisch, Rindfleisch oder verlorenen Eiern nicht zu verachten. Eine besonders edle Sauce dieser Art entsteht, wenn man in eine Holländische Sauce drei Esslöffel Senf einrührt.In nur zehn Minuten lässt sich eine Senf-Delikatesse als kalte Sauce herstellen. Für vier Personen nimmt man einen achtel Liter süße Sahne, drei Teelöffel scharfen Senf drei Teelöffel süßen Senf, einen halben Teelöffel abgeriebene Zitronenschale, einen halben Teelöffel Zucker, Salz, schwarzen Pfeffer aus der Mühle. In die steif geschlagene Sahne werden alle Zutaten gerührt. Die Sauce ist fertig.
Ein Tipp vom Küchenprofi: Die ganz jungen Blätter der Senfpflanze — sie wächst auch im Blumenkasten sehr schnell — sind eine raffinierte Beigabe zu grünem Salat.